Niederösterreich

Polizeitrickbetrug – 4 Festnahmen in Tulln an der Donau

Polizeitrickbetrug – 4 Festnahmen in Tulln an der Donau Januar 19, 2023

Wir veröffentlichen ausschließlich echte Polizeimeldungen, Fahndungen oder Artikel von unseren Redakteuren die in journalistischer Investigativ-Arbeit entstanden sind. Außerdem veröffentlichen und unterstützen wir KEINE Fake-News! Teilen ist ausdrücklich erwünscht!

Betrug

Presseaussendung der Polizei Niederösterreich

Dem Landeskriminalamt Niederösterreich ist in Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Tulln an der Donau ein erfolgreicher Schlag gegen eine Tätergruppierung gelungen, die mit der Betrugsmasche „falscher Polizist“ agiert und die Opfer so um ihr Erspartes und Vermögen bringt.

Ein 77-jähriger Mann aus dem Bezirk Tulln wurde am 16. Jänner 2023, gegen 19.30 Uhr, von einem vermeintlichen Polizeibeamten von Interpol namens „Herr STERN“ telefonisch auf seinem Festnetzanschluss kontaktiert. Dieser täuschte ihm vor, dass eine verdeckte Ermittlung gegen eine international agierende Tätergruppe geführt werde und hierbei auch schon drei bis vier vorbestrafte rumänische Jugendliche festgenommen werden konnten.

Der falsche Polizist versicherte dem 77-Jährigen jedoch, dass sein Haus von Polizeibediensteten und Drohnen bewacht werde und er sich keine Sorgen machen müsse. In weiterer Folge teilte „Herr STERN“ dem Pensionisten mit, dass er sich am nächsten Tag wieder melden werde.

Am Vormittag des 17. Jänner 2023 wurde der 77-Jährige abermals von demselben unbekannten Täter alias Herr STERN telefonisch kontaktiert. Das besagte Gespräch dauerte mehr als eine Stunde und hierbei konnte der falsche Polizist den Pensionisten dazu verleiten die Software „Team-Viewer“ auf seinem Computer zu installieren. Damit wollte der unbekannte Täter Zugriff auf das Wertpapierdepot des Opfers bekommen.

Da dem Opfer die notwendige Verfügernummer nicht einfiel und dieser die Transaktion somit nicht freigeben konnte, scheiterten die bevorstehenden Überweisungen.

Am selben Tag, gegen 12.00 Uhr meldete sich abermals „Herr STERN“ bei dem 77-Jährigen und wies diesen dringlich an, sämtliche Wertgegenstände aus seinem Schließfach von einer Bankfiliale abzuholen. Als Grund nannte der unbekannte Täter, dass die Angestellten der Bankfiliale korrupt wären und er die Vermögenswerte in Sicherheit bringen müsse.

Am Nachmittag des 17. Jänner 2023 kamen dem Opfer Zweifel. Er reagierte richtig und erstattete bei der Polizeiinspektion Tulln an der Donau die Anzeige über den Sachverhalt.

In weiterer Folge wurde die gegenständliche Amtshandlung von Ermittlern des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, übernommen und das Opfer einvernommen.

Während dieser Einvernahme kontaktierte „Herr STERN“ abermals den 77-jährigen Mann und fragte einerseits nach dem Zeitpunkt der Auszahlung des Wertpapierdepots und andererseits kündigte er die Abholung der Wertgegenstände bei der Wohnadresse des Opfers an.

In den Abendstunden des 17. Jänner 2023, gegen 18.00 Uhr, gelang es den einschreitenden Kriminalisten des Ermittlungsbereiches Betrugs des Landeskriminalamtes, in Zusammenarbeit mit Beamtinnen und Beatmen der Polizeiinspektion Tulln, einen 20-jährigen Mann aus Linz an der Wohnadresse des Opfers auf frischer Tat zu betreten und vorläufig festzunehmen. Der vorerst unbekannte Täter trat als vermeintlicher Kriminalbeamter auf.

Zeitgleich nahmen die Einsatzkräfte der Polizei auf einem gegenüberliegenden Parkplatz zwei verdächtige Personen wahr und nahmen diese ebenfalls vorläufig fest. Hierbei handelt es sich um zwei Männer aus dem Bezirk Linz-Land im Alter von 23 und 25 Jahren.

Bei einer Erstbefragung gab der 20-jährige Festgenommene an, dass er mit einem Pkw nach Tulln gebracht wurde. Der besagte Pkw wurde von einem 24-jährigen Mann aus Linz gelenkt. Dieser konnte ebenfalls in unmittelbarer Umgebung zum Tatobjekt von Beamten des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, festgestellt und vorläufig festgenommen werden.

Im Anschluss an die Festnahmen wurden Hausdurchsuchungen an den Wohnadressen der Beschuldigten in Oberösterreich durchgeführt, die von der Staatsanwaltschaft St. Pölten angeordnet wurden. Diese Hausdurchsuchungen unterstützten Bedienstete des Landeskriminalamtes Oberösterreich sowie Kräfte der örtlichen Schnellen Interventionsgruppe. Dabei konnten Beweismittel (Bargeld in dreistelliger Höhe, Mobiltelefone udgl.) sichergestellt werden.

Beamtinnen und Beamte der Polizeiinspektion Tulln an der Donau durchsuchten die beiden von den Beschuldigten verwendeten Pkws und stellten dabei ein weiteres Mobiltelefon sowie Bargeld in vierstelliger Höhe sicher.

Die vier Beschuldigten zeigten sich im Zuge der Einvernahme zum Sachverhalt in Tulln teilgeständig.

Über Anordnung der Staatsanwaltschaft St. Pölten wurden alle vier beschuldigten Männer in die dortige Justizanstalt eingeliefert.

Die Ermittlungen im Zusammenhang mit Polizeitrickbetrugshandlungen im Bundesgebiet und möglichen Mittätern werden von den Kriminalisten des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, fortgeführt.

Warnung vor der Betrugsmasche „falscher Polizist“:

Bei dieser Betrugsmasche geben sich Täter am Telefon als Polizistin/Polizist bzw. manchmal auch als Vorgesetzter der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts aus und fragen unter verschiedenen Vorwänden die Opfer über ihre finanziellen Verhältnisse aus. Sie verlangen von den Opfern ihr Geld und ihre Wertsachen an die „Polizei“ zu übergeben.

Weiters behaupten sie, eine Polizistin/ein Polizist würde – meist in Zivilkleidung – vorbeikommen und das Geld bzw. die Wertsachen abholen.

Die Täter üben dabei einen massiven Druck aus und wirken einschüchternd. Dadurch können die Opfer schwer einen klaren Kopf bewahren und dazu gebracht werden, die Anweisungen der Täter zu befolgen.

Außerdem behaupten die Täter, es sei wichtig niemanden von dem Anruf zu erzählen, um z.B. die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Meist geben die Täter die Anweisung das Telefonat nicht zu beenden. So bleiben sie durchgehend in der Leitung, um über jeden Schritt der Opfer Bescheid zu wissen.

Die vermeintlichen Polizistinnen/Polizisten verwenden bei den betrügerischen Anrufen unter anderem folgende Vorwände:

• Die Tochter/der Sohn hat einen Verkehrsunfall verursacht und eine Kaution ist zu bezahlen. Ansonsten muss eine Haftstrafe verbüßt werden.

• Einbrecher/Räuber wurden festgenommen und dabei Notizen mit dem Namen der Opfer gefunden.

• Einbrecher/Räuber wurden im Umfeld der Opfer festgenommen und zum Schutz soll das Vermögen durch die Polizei vorläufig sichergestellt werden.

• Einbrecher/Räuber wurden festgenommen und Diebesgut sichergestellt, das womöglich den Opfern gehört.

• Bankangestellte sind in kriminelle Machenschaften verwickelt. Die Opfer sollen Bargeld am Bankschalter beheben und der Polizei zur Sicherung von Fingerabdrücken übergeben.

WICHTIG!

Die Polizei ruft Sie nicht an und

– fordert Geld von Ihnen.

– erkundigt sich über Ihr Vermögen.

– möchte ihr Vermögen sicherstellen.

Die Polizei kommt nicht zu Ihnen nach Hause, um Ihr Vermögen mitzunehmen.

Tipps:

• Geben Sie keine Details über Ihr Vermögen preis.

• Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – beenden Sie das Telefonat.

• Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.

• Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen einen Dienstausweis.

• Übergeben Sie niemals Geld an Unbekannte.

• Halten Sie Rücksprache mit Personen aus Ihrem persönlichen Umfeld.

• Nehmen Sie Warnungen von Bankangestellten ernst.

• Kontaktieren Sie die Notrufnummer 133 und fragen Sie nach, ob es diese Polizistin/diesen Polizisten wirklich gibt.

• Wenn der Verdacht eines Betruges besteht, zögern Sie nicht und rufen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 133 an oder begeben Sie sich zur nächstgelegenen Polizeiinspektion.

Wir veröffentlichen ausschließlich echte Polizeimeldungen, Fahndungen oder Artikel von unseren Redakteuren die in journalistischer Investigativ-Arbeit entstanden sind. Außerdem veröffentlichen und unterstützen wir KEINE Fake-News! Teilen ist ausdrücklich erwünscht!